Von unserer Mitarbeiterin Anne Freyer
BOLLSCHWEIL. Einer der Höhepunkte der Feste im Bollschweiler Jahresablauf ist das Erntedankfest,
ausgerichtet vom Kirchenchor St. Hilarius, und war es auch diesmal wieder. Als neue Vorsitzende des Kirchenchors
begrüßte Gertrud Dischinger, die im Frühjahr das Amt von Cäcilie Schmutz übernommen hat, den voll besetzten Saal und im
Publikum Ehrenmitglied Willi Bechtold, Bürgermeister Josef Schweizer und Pfarrer Thomas Denoke.
Das Publikum genoss ein buntes Programm mit Musik und Theater, Ernstem und Heiterem. Mit stimmungsvollen Liedern über
die Natur, den Kreislauf von Pflügen, Säen, Ernten und Ruhen, aber auch voll dankbarer Freude über die Schöpfung allgemein
eröffnete der Kirchenchor, dirigiert von Almut Pilz, den Abend. Diese musikalische Huldigung ergänzte Gudrun Rupprecht mit
ansprechenden Texten zum Thema "Erntedank" , wie er in allen Kulturen und zu allen Zeiten gefeiert wurde. Dazu zitierte sie
aus den Aufzeichnungen der mittelalterlichen Mystikerin Hildegard von Bingen, die mit ihren Gedanken zu Schöpfung und
Geschöpfen, vor allem aber über "das Wirken der himmlischen Mächte" einen reichen Schatz an Weisheit hinterlassen hat,
verbunden mit deren praktischer Auswirkung auf Land, Garten und Feld, die sie "Grünkraft" nannte, und ihrem Nutzen für den
Menschen. Das Wort von der Arbeit als "sichtbar gemachte Liebe" zitierte Gudrun Rupprecht ebenso wie das berühmte Gebet
des Augustinus mit seiner Kernaussage "Alle guten Gaben kommen her von Gott dem Herrn" .
Ein wahrer Ohrenschmaus war der Beitrag des "Ensemble Xylohorn" aus St. Ulrich. "Wir heißen alle Steiert, wir sind alle
miteinander verwandt, und wir machen halt zusammen Musik" , erklärte Michael Steiert, Xylophon, als Sprecher des Quartetts.
Auch die drei anderen hatten Beachtliches zum Ganzen beizutragen: Markus, Tenorhorn, Stefan, Horn, und Christoph,
gleichfalls Xylophon. Durch eben dieses Instrument, das der Gruppe den Namen gab, kamen in die bekannten Weisen wie
"Einzug der Gladiatoren" oder "Die vier Jahreszeiten" , in Auszügen am Schluss gespielt, ganz neue frische Töne und die
Zuhörer zu der Erkenntnis, dass in früheren Jahrhunderten gewiss mehr Musik für das Xylophon geschrieben worden wäre,
wenn es da schon erfunden gewesen wäre. Als eine wahre Herausforderung erwies sich die Komposition des englischen
Königs Heinrich VIII. mit raffiniert versetzten Takten und insgesamt einer mitreißenden Rhythmik. Bekannt ist er der Nachwelt
als unersättlicher Frauenheld, aber wie die Steierts aus St. Ulrich bewiesen, hatte er daneben eine musische Seite, die sich
hören lassen kann, auch heute noch.
Theater im Theater und unendlich viele Missverständnisse — das ist der Stoff, aus dem das neueste Stück der Laienspielgruppe
Bollschweil gewebt ist. Am Erntedankabend zeigte sie es zum ersten Mal. Das Publikum lachte Tränen über die Laiendarsteller,
die als Susi (Claudia Ebner), Ursula (Jasmin Glatz), Anna (Bettina Kirchenbauer-Weiser) und Markus (Kosmas Disch) sich und
ihre Theaterambitionen auf die Schippe nehmen. Dass Selbstironie am sichersten zum Lacherfolg führt, erwies sich hier einmal
mehr. "Starregisseur" Bruno Maier alias Peter Loreth hat die große Klassik im Sinn, "Romeo und Julia" von keinem Geringeren
als William Shakespeare, sieht sich jedoch einer munteren Truppe gegenüber, die hartnäckig an ihrer ländlich-deftigen
Geschichte "in einem fürchterlichen Dialekt" , wie der Regisseur findet, aber dem weltberühmten Stück von der Handlung her
nicht unähnlich, festhält. Gewisse Namensgleichheiten tragen zu den zahlreichen Missverständnissen bei, aber auch Wirtin
Ingrid vom "Kohlerhof" und "eine Souffleuse" (Eva Sonner). Am Schluss sind denn auch alle am Ende ihrer Kräfte und hegen
Mordgedanken, die ums Haar in die Tat umgesetzt werden, bevor sich alles aufklärt. Regie führte diesmal Markus Zahl, "echte"
Souffleuse war Renate Moll. Das Publikum amüsierte sich köstlich und genoss noch lange den Abend und das gesellige
Beisammensein..
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