VON UNSERER MITARBEITERIN ANNE FREYER
BOLLSCHWEIL. An zwei Abenden war das Bollschweiler Publikum zu einem der erfolgreichsten Stücke für Laienspielgruppen im deutschen Sprachraum eingeladen:
"Opa stürmt das Internet". Was bei der Jahresfeier der Spielvereinigung Bollschweil-Sölden noch ein wenig holprig daherkam, präsentierte sich bei der Vorstellung
anlässlich der Weihnachtsfeier des Männergesangvereins Eintracht (MGV) um einiges lebendiger.
Die Woche zwischen den beiden Aufführungen hatte die Theatergruppe Bollschweil offensichtlich gut genutzt. Wie Hanspeter Moll bei der Weihnachtsfeier des MGV in seiner
Begrüßung ausführte, war noch einmal kräftig geprobt worden. Er musste es wissen, denn er fungierte bei beiden Aufführungen als Souffleur und hatte bei der zweiten
deutlich weniger zu tun – die Textunsicherheiten des ersten Abends waren so gut wie verschwunden.
Das lag vielleicht auch daran, dass zuvor der Männerchor, dirigiert von Fritz Haege, mit zum Anlass passenden Liedern für Entspannung gesorgt und so sowohl die
Schauspieltruppe als auch das Publikum auf einen unterhaltsam-besinnlichen Abend eingestimmt hatte. Bekannte und weniger bekannte Lieder erinnerten noch einmal an das
Geschehen vor 2014 Jahren in Bethlehem, das die Christenheit in der ganzen Welt als ihr höchstes Fest feiert: von "Fröhliche Weihnacht" über "Oh Tannenbaum" bis
"Vor langer Zeit in Bethlehem".
Dann war es allerdings vorbei mit der Besinnlichkeit. Das Hier und Heute übernahm das Kommando mit dem Stück "Opa stürmt das Internet". Der Titel verrät es schon:
Neue Techniken halten auch bei der älteren Generation Einzug – mit ungeahnten Folgen. Denn wer hätte gedacht, dass der zur Behäbigkeit neigende Senior der Familie
(Josef Sonner als Opa Theo Sabbeling) Geschmack finden würde an einer ihm bis zu seiner Verrentung völlig fremden Welt? Der Volkshochschulkurs "Internet für Oldies" soll
ihn aus dem Sofa locken, nicht mehr. Was daraus dann entsteht, droht den Familienfrieden empfindlich zu stören, ja zu gefährden. Der Haussegen an der Wand zeigt die
Turbulenzen wie ein Thermometer an.
Das Bühnenbild arbeitet mit den üblichen Versatzstücken: Familientisch rechts, Sitzecke links, drum herum ein in die Jahre gekommenes Sammelsurium von Bildern und
Erinnerungsstücken aller Art. Vieles davon hat Oma Ilse (Berta Schätzle) nach Hause gebracht, denn ihre Leidenschaft sind "Schnäppchen" vom Flohmarkt. Die sind Opa schon
lange ein Dorn im Auge – da kommen ihm die Möglichkeiten des neu entdeckten "Ich Bähh" (Ebay) gerade recht. Kräftig geholfen wird ihm dabei von seinen zunächst
ahnungslosen Kindern (Agnes Schwab als Tochter Angelika und Christoph Sumser als Schwiegersohn Axel) und deren Nachwuchs. Die Rolle der Enkelin Tilly übernahm in der
zweiten Aufführung mit Schwung und Spielwitz Silke Riesterer, die auch Regie geführt hat, in Vertretung des krankheitsbedingt ausgefallenen Thomas Wiesler. Als statt des
als Warnung für Opa gecasteten Finanzbeamten ein echter (Manfred Koch) auftaucht, ist es endgültig vorbei mit dem Familienfrieden.
Möhlinhalle beide Male nicht ganz gefüllt
Hektisch versuchen alle mit- und gegeneinander, das Schlimmste abzuwenden und Opa davor zu bewahren, vom Staat wegen seiner guten Umsätze zur Kasse gebeten zu werden.
Dass der Mann von der Steuer es nur auf das in Ebay angebotene Hausfriedensschild abgesehen hat, entschärft die Situation dann aber.
Ganz voll war die Möhlinhalle an keinem der zwei Abende geworden; wer gekommen war, hatte jedoch viel Spaß am Geschehen auf der Bühne. Angesichts der leeren Stühle vor
allem im vorderen Bereich wäre aber vielleicht ein gemeinsamer Abend beider Vereine des Nachdenkens wert, ebenso wie eine Verkürzung der überlangen Pausen.
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