Badische Zeitung vom 12. Oktober 2011

Lieder über die Forelle und Theater für die Katz'

Alles für ... GRÖSSER
"Turbulent ging es zu in dem Stück...

Vielfältiges Programm beim Erntedankfest des Bollschweiler Kirchenchors / A-cappella-Gruppe "Klangfarben" war zu Gast

BOLLSCHWEIL (fry). Es ist schon lange Brauch, dass der Kirchenchor sein Jahreskonzert mit dem Erntedankfest in Verbindung bringt, so auch in diesem Jahr. Eine Woche nach dem eigentlichen Fest – dem ersten Sonntag im Oktober – waren die Bollschweiler in die Möhlinhalle eingeladen, mit viel Musik, Bewirtung, Tombola und Premiere des neuesten Stücks der Bollschweiler Laienspielgruppe inen schönen Abend zu verbringen. Die Kirchenchorvorsitzende Gertrud Dischinger stimmte die vielen Gäste auf das unterhaltsame Programm ein.
Den Anfang machten die Damen und Herren des Kirchenchors, alle in adretter weiß-schwarzer Kluft, ergänzt durch leuchtend blaue Schals, die bereits optisch auf das diesjährige Thema einstimmten: das Wasser. Welch immense Bedeutung dieses Lebenselixier weltweit hat, verdeutlichte Gudrun Rupprecht mit ihrem Verweis auf die Erde, den "blauen Planeten", der seine Existenz dem Wasser verdankt, und mit ihm alles, was sich darauf bewegt. Viele Dichter haben sich dazu Gedanken gemacht, einige davon schickte Gudrun Rupprecht dem musikalischen Beitrag voraus. Ganz klassisch ging es los mit Franz Schuberts "Forelle", jenem flott vertonten Text von der "launischen Forelle". So weit, so bekannt – was Chorleiter Martin Frey zusammen mit dem Kirchenchor aber sonst noch erarbeitet hatte, machte staunen, nicht zuletzt von der Qualität des Vortrags her. Denn das Fischlein wurde nicht nur in der Schubert Version besungen, sondern eignete sich, wie sich zeigte, auch für Variationen im Stil anderer bekannter Komponisten: Wolfgang Amadeus Mozart als "Kleine Nachtforelle", Ludwig van Beethoven "Zur Ehre der Forelle" und Karl Maria von Weber als "Freiforelle". Frei nach Franz Liszt wurde das Tierchen gar zu "Ungarischen Tänzen" animiert, nachdem es poetisch-kulinarisch verarbeitet worden war. Auch in einem von Gudrun Rupprecht vorgetragenen Märchen aus dem alten China, das an Arthur Schnitzlers "Reigen" erinnerte, spielte es eine wichtige Rolle.
Als Gast war diesmal die in Bollschweil beheimatete vierköpfige A-cappella-Truppe "Klangfarben" mit von der Partie: die rote Nicola und der grüne Roland (Fuchs), die blaue Barbara und der gelbe Christian (Disch). "Wir singen das Orchester einfach mit", kündigte der an, und so war es dann auch – kein Instrument ist nötig, um das volle Klangerlebnis von "Only you" von den "Flying Pickets", den Abba-Welthit "Waterloo" und eine köstliche Hommage an den unverwüstlichen Peter Kraus rüberzubringen. Der Spaß am Singen paart sich hier perfekt mit Talent und Können – entsprechend große war der Beifall des Publikums.
Nach der Pause öffnete sich der Vorhang für die neueste Produktion der Laienspielgruppe Bollschweil mit dem Stück "Alles für d’ Katz". Das gesamte Geschehen spielt sich im Hause des wackeren Schuhmachermeisters Eugen Hurgele (Manfred Koch) ab, der es seiner lieben Angetrauten Anna (Veronika Schweizer) alles andere als leicht macht, ihn zu ertragen: ein rechter Nörgler, Bruttler, Miesepeter. Beider Tochter Monika (Nadine Loreth) versucht nach Kräften, ihren Papa milde zu stimmen, hat es aber schwer, denn der kann ja nun ihren Mann Ronni (Alex Wiesler) gar nicht leiden, ja, er weigert sich sogar, ihn als Schwiegersohn anzuerkennen. Seine Abneigung überträgt er auch auf den Hauskater, und das nur, weil der genau so heißt. Diese Namensgleichheit zieht sich als roter Faden durch das ganze Stück und gibt zu den schönsten Verwicklungen und Verwechslungen Anlass, bei denen die vorlaute Nachbarin Josefa (Berta Schätzle) und ihr Mann (Josef Sonner) eine wichtige Rolle spielen. Der Versuch von Amtsdiener und Hilfspolizist Heinrich (Christoph Sumser), Licht in das Geschehen zu bringen, das sich bis zum Mordverdacht steigert, ist da von vornherein zum Scheitern verurteilt. Stefan Wagner als Regisseur ist es gelungen, bis zur überraschenden Auflösung die Spannung zu halten und aus den Figuren Charaktere mit hohem Komikpotenzial zu formen. Als Souffleuse fungierte diesmal Renate Moll.

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