BOLLSCHWEIL (fry). Als großes Fest feierte Bollschweil auch in diesem Jahr wieder den Erntedank mit einem
abendfüllenden Programm. Gäste aus den beiden Ortsteilen und aus Pfaffenweiler, willkommen geheißen von der Vorsitzenden
des Kirchenchors, Cäcilie Schmutz, füllten die Möhlinhalle und genossen eine bunte Abfolge unterschiedlicher Darbietungen, mit
Tombola und Bewirtung.
Für die Ernte danken — das war in allen Kulturen und zu allen Zeiten fester Bestandteil des Jahresablaufs, so die beiden
Sprecherinnen Gertrud Dischinger und Gudrun Rupprecht vom Bollschweiler Kirchenchor St. Hilarius. Dirigentin Almut Pilz hatte
Lieder ausgesucht, die zur Jahreszeit und zum Thema Herbst passten und vorwiegend die Arbeiten in Frühling und Sommer, die
Freude über die eingefahrene Ernte und die Vorfreude auf die ruhige Herbst- und Winterzeit zum Inhalt hatten. Eindrucksvoll war
das indianische Dankgebet, das Gudrun Rupprecht vortrug: Es wendet sich an das "große Geheimnis" — die Schöpferkraft. Der
Chor glänzte mit schwungvollen Interpretationen von mehrstimmigen Wechselgesängen und Kanons aus den verschiedensten
Epochen und wagte sich sogar an das Mozartsche "Luci care, luci belle" in italienischer Sprache.
Eine Überraschung nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Interpreten selbst war der Beitrag der jungen Musiker —
fünf Akkordeons, ein Schlagzeug — , der mit einem argentinischen Tango eröffnet wurde. Miriam Rombach, Sonja Schlegel,
Melanie Waldvogel und Moritz Mark, St. Märgen, und die beiden Pfaffenweiler Markus Wagner und Axel Guth verzauberten den
Saal mit Interpretationen bekannter Melodien aus Rock und Pop und authentisch gespielten Tangos. Das klang wie seit Jahren
geprobt — wie sich herausstellte, hatten sie aber nur einmal zusammen geübt.
Fröhliches und Getragenes interpretierten die Gäste aus Pfaffenweiler, der katholische Kirchenchor St. Columba mit seinem
Dirigenten Markus Spranger. Stimmgewaltig und mit großer Freude am Singen schmetterte der gemischte Chor Lieder, die zum
Anlass passten. Zum Abschluss des Abends sangen die beiden Chöre vier Beiträge zusammen.
Zuvor aber hieß es "Vorhang auf" für das neueste Stück, das die Laienspielgruppe Bollschweil erarbeitet hatte: "’s kriselt" von
Lydia Beuchle. Sicher geführt von Karl Dischinger, der diesmal die Regie innehatte, schildert das Stück Ereignisse, die die
Familie Müller innerhalb von 24 Stunden ganz schön durcheinanderwirbeln. Jeder hat hier so seine kleinen, zum Teil über Jahre
entwickelten Marotten: Opa Otto Müller (Josef Sonner), bei dem sich trotz allen gesunden Menschenverstands ein gelinder
Starrsinn bemerkbar macht, sein Sohn Manfred (Walter Schneider) mit seinen zwanghaften Kontrollriten vor dem Verlassen des
Hauses, die seine Familie heftig nerven, seine Frau Ulla (Veronika Schweizer) mit ihrem Versuch, durch den Kurs "Positives
Denken leicht gemacht" ins seelische Gleichgewicht zurückzufinden. Ergänzt wird die Familie durch Tochter Petra (Nadine Loreth),
die ihre Eltern nicht mehr für ganz voll nimmt, dafür aber eine Schwäche für ihren Freund Herr Meier (Kosmas Disch) hat, und die
Nachbarin Christel. Agnes Schwab gibt sie mit vollem Einsatz. Dreh- und Angelpunkt des Geschehens aber ist die Figur des
Professor Zwicksenit, auf Einladung der Hausfrau zu einem Vortrag über "Positives Denken" aus Berlin angereist und dargestellt
von Hanspeter Moll. Er wirkt in jeder Situation glaubhaft: als seriöser akademischer Gast und als heillos Betrunkener. Das
Publikum lachte Tränen und dem Darsteller machte die Sache auch großen Spaß. Hier ist die Entdeckung eines Talents zu vermelden,
das zu schönen Hoffnungen berechtigt. Zudem war das Stück so sorgfältig geprobt, dass Souffleuse Bettina Kirchenbauer nur
ganz selten helfen musste. Von allen wurde das gesellige Beisammensein sehr genossen.
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