Von Anne Freyer
BOLLSCHWEIL. Der Kirchenchor St.Hilarius hatte eingeladen, war aber – zum ersten Mal – nicht zu hören beim Erntedankfest 2015 in der Möhlinhalle.
Dafür musizierte das Akkordeonorchester Kabinett-Spätauslese aus dem benachbarten Pfaffenweiler. Bollschweils Beitrag: die Premiere des neuesten Stücks der
Laienspielgruppe.
Schon im Foyer wurde deutlich, worum es an diesem Abend ging: um den Erntedank. Eine üppig ausgestattete Tombola wartete auf die Gewinner, dazu gab es
verschwenderisch arrangierte Blumensträuße mit allem, was der Spätsommer hergibt, und das auf sämtliche Räume verteilt. In ihrer Begrüßung erklärte Kirchenchorvorsitzende
Gertrud Dischinger, dass man sich aus organisatorischen Gründen entschlossen habe, in diesem Jahr nicht aufzutreten. Für die Musik sorgte stattdessen das
Senioren-Akkordeon-Orchester aus Pfaffenweiler, das mit seinen volkstümlichen Weisen viel Anklang fand. Da gab es manche Gelegenheit, kräftig mitzusingen, und die
Bollschweiler Musikfreunde nutzten sie, denn viele kenne die "Amsel-Polka" und den "Marine-Marsch", von dem Loblied auf die "Liebe kleine Schwarzwaldmarie" ganz zu schweigen.
Dirigent Lothar Stöcks hatte noch weitere Stücke mit seinem Ensemble vorbereitet, etwa die Polka "Auf der Autobahn" oder die Klassiker "Auf der Vogelwies`" und
"Böhmischer Traum". Darüber hinaus hatten die wackeren Akkordeonisten aus Pfaffenweiler eigene Musik mitgebracht, darunter ein Loblied auf ihr schönes Schneckental.
Immer wieder ließ sich das Publikum zum Mitklatschen hinreißen und bekundete seine Sympathie für die Gäste aus der Nachbarschaft hinter dem Urberg.
Mit Spannung erwartet wurde nach der Pause mit Losverkauf das Theaterstück der Bollschweiler Laienspielgruppe mit dem verheißungsvollen Titel "Lieber ledig und frei" von
Claudia Gysel. Die, die sich das wünschen, sind drei sehr unterschiedliche Brüder, die als ledige Bergbauern ihren ererbten Hof bewohnen und bewirtschaften. Eigentlich
kommen sie, von gelegentlichen Reibereien abgesehen, ganz gut zurecht, werden sie doch von zwei Nachbarinnen und Freundinnen des Hauses liebevoll umsorgt.
Standhaft, beschränkt, fleißig und ledig
Die beiden Damen Rosemarie und Elisabeth (Agnes Schwab und Berta Schätzle) finden allerdings, dass es langsam Zeit sei, den ledigen Zustand zu beenden. Da kommt ihnen der
Brief eines Anwalts aus Berlin ganz gelegen, der eine richtig große Erbschaft ankündigt, wenn, ja wenn sich wenigstens einer der drei Hürlimann-Brüder zum Heiraten
entschließen sollte, und das binnen eines Jahres. Standhaft behaupten der grobe Franz (Peter Loreth), der etwas beschränkte, aber liebe Hansjakob (Stefan Wagner) und der
fleißige Hausmann Gottlieb (Christoph Sumser), dass daran auch nicht im entferntesten zu denken sei – in Wirklichkeit aber haben zwei von ihnen bereits heimlich Kontakt zu
der Fernsehsendung "Bauer sucht Frau" aufgenommen. Das kommt raus, als die reizende Cindy auftaucht, dargestellt von der talentierten Melanie Uhlmann als Produktionsassistentin
im Stück und neues Mitglied der Laienspielgruppe. Zuvor hatte bereits die zickige Karrierefrau Anne-Lena Montserrat (Silke Riesterer) für allerhand Wirbel und frischen Wind
auf dem Einödhof gesorgt.
Da treffen Welten aufeinander, was zu reichlich Situationskomik und Missverständnissen führt, sehr zur Gaudi des Publikums. Alle Beteiligten waren mit Hingabe und sichtlichem
Spaß bei der Sache; ihre durchweg überzeugende Darstellung ist auch der umsichtigen Regie, diesmal von Josef Sonner, zu verdanken. Ihm war es gelungen, jeder Figur die
passende Charakterisierung mitzugeben. Das Timing stimmte, ebenso wie das überarbeitete Bühnenbild.
Das Stück "Lieber ledig und frei" wird bald nochmals zu sehen sein: im Bürgerhaus Gallenweiler am 24. Oktober, um 20 Uhr.
|
|
Ein Brief vom Anwalt ...
|