BOLLSCHWEIL (fry). Von besinnlich bis heiter, vom tiefschürfend philosophisch bis
zwerchfellerschütternd komisch – all das bot die Erntedankfeier in der Möhlinhalle. Gastgeber war traditionsgemäß
der Kirchenchor, der sich diesmal "'s Chörle Hausen" als Gäste eingeladen hatte. Beide Chöre werden von Martin
Frey geleitet. Ganz der Tierwelt gewidmet hatte der Kirchenchor seine Programmfolge.
Nach der Begrüßung der voll besetzten Halle durch Gertrud Dischinger übernahm Gudrun Ruprecht das Mikrofon und
führte mit ausgesuchten Texten durch den ersten Teil des Programms. Großen Eindruck hinterließen die zu ganz
verschiedenen Zeiten entstandenen, aber in der Aussage verblüffend ähnlichen "Sonnengesänge": Die Lobpreisung der
Sonne und aller Geschöpfe, die vom ägyptischen Religionserneuerer Echnathon im 14. Jahrhundert v. Chr. verfasst
wurde, und der hymnische Dank an den Schöpfer des Franz von Assisi aus dem 13. Jahrhundert, im Wechsel von Gertrud
Dischinger und Gudrun Ruprecht vorgetragen. Das Thema "Schöpfung", wenn auch in vorwiegend heiteren Liedern, nahm
der Kirchenchor auf mit verschiedenen Weisen, die mal den Kuckuck, mal die Grille oder - kein Tierchen ist zu
gering - den Floh zum Inhalt hatten.
Martin Frey, der den Chor seit Juli letzten Jahres leitet, hatte mit dem gemischten Chor gute Vorarbeit geleistet.
Präzise die Diktion, variantenreich der Einsatz von Crescendo und Decresendo, bestens verständlich die Texte, so
das Ergebnis offensichtlich sorgfältiger Probentätigkeit. Den heiteren Gesamteindruck verstärkte die frische
Farbgebung: Grüne Schals, Hemden und Krawatten setzten fröhliche optische Akzente. Martin Frey leitet auch
"'s Chörle Hausen". Diese sangesfreudige Formation, die seit 2007 mit ihm musiziert und unterwegs ist, hat sich
ganz der Wiedergabe von Liedern aus aller Welt gewidmet, und das nicht nur in der jeweiligen Landessprache, sondern
weitestgehend auch noch auswendig. Das beeindruckte nicht nur, sondern überzeugte auch durch die hohe Authentizität.
Mit sparsamem Einsatz von Rhythmusinstrumenten gab es viel Afrikanisches zu hören. Bald sprang der Funke über und
verleiteten die schwungvollen Gesänge die Zuhörer zu spontanem Mitklatschen. Aber "'s Chörle" hat, verriet Martin
Frey, noch ganz andere Kulturkreise auf Lager; musikalisch sei man bereits in allen europäischen Kulturen, in
vielen Teilen der alten und der neuen Welt unterwegs gewesen. Afrika jedoch gebe in puncto Musik und Liedgut
besonders viel her.
Pünktlich zur Erntedankfeier wartet die Laienspielgruppe stets mit einem neuen Stück auf, so auch diesmal.
"Bekanntschaft aus dem Internet" hieß der Schwank in einem Akt und erwies sich damit als ganz auf der Höhe der
Zeit. Und nicht nur das: Die handelnden "Parteien" setzten sogar noch eins drauf und nutzten die Anonymität des
Mediums, um sich als andere auszugeben, als sie in Wirklichkeit waren – Stoff für reichlich Irrungen und Wirrungen,
Missverständnisse und Streiche. Ihr Schauspieldebut gab Renate Moll als langgediente Ehefrau Irmgard Presskopf,
stets das falsche Fremdwort wählend und von ihrer "studierten" Tochter (Bettina Kirchenbauer-Weiser) ziemlich
unverhohlen als hoffnungslos rückständig eingestuft, am Ende jedoch dank gesundem Menschenverstand allen anderen
voraus. Renate Moll spielte die Paraderolle mit Humor und Mut zur Einfalt überzeugend, ebenso wie Ihr "Gatte"
(Emil-Anton Schweizer) den vom Metzger zum Wurstfabrikanten mutierten Grobian und Daniela Gauger den Trampel Tosca
mit großem komischem Talent. Als Gäste schneiten herein der Internetbekannte Florian (Roland Wiesler) und sein
Freund Paul, die ebenso wie die Tochter und das Hausmädchen die Rollen getauscht hatten. Als Souffleuse musste
Beate Schmidt nicht allzu oft nachhelfen; die Regie lag bei Josef Sonner. Das Publikum genoss nicht nur ein
kurzweiliges, sondern mit nur 45 Minuten auch kurzes Stück und hatte noch ausgiebig Zeit für die Tombola mit
Gewinnen, die von Gewerbetreibenden und vielen privaten Gönnern gestiftet worden waren.
|