BOLLSCHWEIL/EHRENKIRCHEN (mel). Ein besonderes "Experiment" wagte
die Laienspielgruppe aus Bollschweil am verganenen Freitagabend. Zum ersten Mal wollte sie auf
einer Freilichtbühne Theater spielen - mit Erfolg: Bei strahlendem Sonnenschein präsentierten
die Hobbyschauspieler und -schauspielerinnen bei der Berggaststätte "Kohlerhof" den Einakter
"Der Notausgang" von Hans Wälti.
Schriftsteller Eduard Zipfel (Detlev Schmedding) wird von seiner Frau in einem Hinterzimmer des
Hauses eingesperrt gehalten, um in seinem neuesten Kriminalroman das Leben eines Häftlings
möglichst wirklichkeitsnah beschreiben zu können. Zu Essen gibt es nur Wasser und Brot, statt
Toilette eine Bettpfanne und die Besuchszeiten sind streng limitiert. Doch Eduard gestaltet
sich seinen Aufenthalt in diesem künstlichen Gefängnis durchaus angenehm. Durch einen Notausgang,
der sich im Schrank befindet und über den Keller nach draußen führt, kann er sich nicht nur mit
Wein versorgen, sondern auch unbemerkt von seiner Frau seinem Freund Jakob "Kobi" Freudiger
(Walter Schneider) oder seine Geliebte Prisca (Myriam Bertelmann) einschmuggeln. Aber der
Notausgang wird auch von einem Polizisten entdeckt - und als ganz in der Nähe ein Bankraub
begangen wird, wird Eduard als Hauptverdächtiger verhaftet, denn im Schrank wurde ein
geheimnisvoller Geldkoffer sicher gestellt.
Nun überstürzen sich die Ereignisse: Als Eduards Frau Adelheid (Agnes Schwab) vom Einkaufen
zurückkommt, findet sie statt ihrem Mann nur Kobi und Prisca vor, die sich als Fee ausgibt,
und Adelheid glaubt verrückt geworden zu sein. Als dann noch Erbtante Susi Frey (Eva Sommer)
aus Amerika zu Besuch kommt, wird die Verwirrung noch größer. Tante Susi hatte das Zimmer
den Zipfels vor Jahren zur Nutzung überlassen mit der Auflage, den Schrank auf keinen Fall
zu benutzen. Offensichtlich weiß sie von dem Notausgang und auch, was es mit dem geheimnisvollen
Koffer auf sich hat.Kriminalbeamter Fritz Hollinger (Josef Sonner) und Adelheid Zipfel verstehen
nun überhaupt nichts mehr. Nach einigen weiteren Verwechslungen und Missverständnissen, im Verlaufe
derer die vermeintliche Fee Prisca ihrem "Edeli" untreu wird und zu Kobi überläuft, klärt sich
der Fall schließlich auf. Eduard ist unschuldig,denn der Koffer enthält keine Euros, sondern
Dollars: Tante Susi hatte vor Jahren den Notausgang durch den Schrank gebaut und dort eine
Notration Geld in dem Koffer versteckt. Alles in allem ein gelungener Auftritt der Laienspielgruppe,
der nicht zuletzt auch durch die Regieführung von Gertrud Dischinger und die Hilfe der Souffleuse
Bettina Kirchenbauer-Weiser das Publikum überzeugen konnte und die Lachmuskeln aller Zuschauer
kräftig strapazierte.
Seit 1987 existiert die Bollschweiler Laienspielgruppe und hat derzeit 34 Mitglieder. Ob als
Schauspieler auf der Bühne oder als Kulissenbildner und Techniker - jeder übernimmt verschiedene
Aufgaben und so hat die Gruppe in den 15 Jahren ihres Bestehens schon zahlreiche Theaterstücke
zum Besten gegeben. In der Regel wird jedes Jahr ein Einakter und ein Dreiakter einstudiert,
"Der Notausgang" wurde nun bereits zum vierten Mal gespielt.
"Die Idee, mal ein Freilichttheater zu machen, entstand bereits vor drei Jahren", erzählt Vorstand
Markus Weiser, "und jetzt konnte das Experiment endlich hier auf dem Kohlerhof verwirklicht
werden." Glück hatte die Laeinspielgruppe vor allem mit dem Wetter: Noch am Tag zuvor war es
so windig gewesen, dass die Kulissen umzustürzen drohten. "Aber heute hat es der Wettergott
gut mit uns gemeint", strahlte Markus Weiser.
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