Badische Zeitung vom 16. Juni 2002

Der "Notausgang" macht das Leben des "Häftlings" erst angenehm

Der Notausgang GRÖSSER Das Theaterstück "Der Notausgang" wurde von der Laienspielgruppe ...

Die Bollschweiler Laienspielgruppe zeigte das Stück "Der Notausgang" unter freiem Himmel am Kohlerhof / Die Sonne strahlte und das Publikum war begeistert

BOLLSCHWEIL/EHRENKIRCHEN (mel). Ein besonderes "Experiment" wagte die Laienspielgruppe aus Bollschweil am verganenen Freitagabend. Zum ersten Mal wollte sie auf einer Freilichtbühne Theater spielen - mit Erfolg: Bei strahlendem Sonnenschein präsentierten die Hobbyschauspieler und -schauspielerinnen bei der Berggaststätte "Kohlerhof" den Einakter "Der Notausgang" von Hans Wälti.
Schriftsteller Eduard Zipfel (Detlev Schmedding) wird von seiner Frau in einem Hinterzimmer des Hauses eingesperrt gehalten, um in seinem neuesten Kriminalroman das Leben eines Häftlings möglichst wirklichkeitsnah beschreiben zu können. Zu Essen gibt es nur Wasser und Brot, statt Toilette eine Bettpfanne und die Besuchszeiten sind streng limitiert. Doch Eduard gestaltet sich seinen Aufenthalt in diesem künstlichen Gefängnis durchaus angenehm. Durch einen Notausgang, der sich im Schrank befindet und über den Keller nach draußen führt, kann er sich nicht nur mit Wein versorgen, sondern auch unbemerkt von seiner Frau seinem Freund Jakob "Kobi" Freudiger (Walter Schneider) oder seine Geliebte Prisca (Myriam Bertelmann) einschmuggeln. Aber der Notausgang wird auch von einem Polizisten entdeckt - und als ganz in der Nähe ein Bankraub begangen wird, wird Eduard als Hauptverdächtiger verhaftet, denn im Schrank wurde ein geheimnisvoller Geldkoffer sicher gestellt.
Nun überstürzen sich die Ereignisse: Als Eduards Frau Adelheid (Agnes Schwab) vom Einkaufen zurückkommt, findet sie statt ihrem Mann nur Kobi und Prisca vor, die sich als Fee ausgibt, und Adelheid glaubt verrückt geworden zu sein. Als dann noch Erbtante Susi Frey (Eva Sommer) aus Amerika zu Besuch kommt, wird die Verwirrung noch größer. Tante Susi hatte das Zimmer den Zipfels vor Jahren zur Nutzung überlassen mit der Auflage, den Schrank auf keinen Fall zu benutzen. Offensichtlich weiß sie von dem Notausgang und auch, was es mit dem geheimnisvollen Koffer auf sich hat.Kriminalbeamter Fritz Hollinger (Josef Sonner) und Adelheid Zipfel verstehen nun überhaupt nichts mehr. Nach einigen weiteren Verwechslungen und Missverständnissen, im Verlaufe derer die vermeintliche Fee Prisca ihrem "Edeli" untreu wird und zu Kobi überläuft, klärt sich der Fall schließlich auf. Eduard ist unschuldig,denn der Koffer enthält keine Euros, sondern Dollars: Tante Susi hatte vor Jahren den Notausgang durch den Schrank gebaut und dort eine Notration Geld in dem Koffer versteckt. Alles in allem ein gelungener Auftritt der Laienspielgruppe, der nicht zuletzt auch durch die Regieführung von Gertrud Dischinger und die Hilfe der Souffleuse Bettina Kirchenbauer-Weiser das Publikum überzeugen konnte und die Lachmuskeln aller Zuschauer kräftig strapazierte.
Seit 1987 existiert die Bollschweiler Laienspielgruppe und hat derzeit 34 Mitglieder. Ob als Schauspieler auf der Bühne oder als Kulissenbildner und Techniker - jeder übernimmt verschiedene Aufgaben und so hat die Gruppe in den 15 Jahren ihres Bestehens schon zahlreiche Theaterstücke zum Besten gegeben. In der Regel wird jedes Jahr ein Einakter und ein Dreiakter einstudiert, "Der Notausgang" wurde nun bereits zum vierten Mal gespielt.
"Die Idee, mal ein Freilichttheater zu machen, entstand bereits vor drei Jahren", erzählt Vorstand Markus Weiser, "und jetzt konnte das Experiment endlich hier auf dem Kohlerhof verwirklicht werden." Glück hatte die Laeinspielgruppe vor allem mit dem Wetter: Noch am Tag zuvor war es so windig gewesen, dass die Kulissen umzustürzen drohten. "Aber heute hat es der Wettergott gut mit uns gemeint", strahlte Markus Weiser.

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