BOLLSCHWEIL (fry). Ein Loblied auf die herrlichen Spätsommertage und die reichliche Ernte dieses Jahres –
das war das Konzert des Kirchenchors beim Erntedankfest. Gudrun Rupprecht kleidete als Moderatorin diese
Dankbarkeit in die richtigen Worte, indem sie sagte: "Unsere Lieder beinhalten Besinnung und Freude an der
Gemeinschaft, die uns verbindet". Auf dem Programm stand auch die Premiere des neuesten Stücks der
Laienspielgruppe Bollschweil: "Hai Oldie!"
Ganz neue und frische Töne schlug der Kirchenchor mit seinem Leiter Martin Frey an. "Liebesfreuden und
Liebesenttäuschungen" war sein Thema. Ganz klassisch ging es los mit den schönen alten Volksliedern im
Dreivierteltakt "Mit Lieb bin ich umfangen" und "Komm zurück, Herzallerliebster mein", die aber durch
zeitgemäße Arrangements eine ganz neue Farbe bekamen. Schon hier zeichnete sich die sorgfältige Arbeit in
Sachen Stimmbildung und Rhythmus ab. Ganz besonders deutlich wurde dies, nach dem Comedian-Harmonist-Song
"Du passt so gut zu mir wie Zucker zum Kaffee", bei der "Vogelhochzeit" mit allen ihren Strophen – und das sind
viele. Denn jeder Vogel, der in irgendeiner Weise an dieser Hochzeit beteiligt ist, bekommt seine eigene, und
so ist das komplette Werk richtig lang, wurde aber hier so unterhaltsam dargebracht, dass es wie eben erfunden
wirkte. Parallel gab es sogar einen Kurs in Vogelkunde, denn auf die Wand neben der Bühne wurde die jeweils
besungene Art projiziert: vom Auerhahn bis zum Zeisig gefühlte zwanzig gefiederte Sänger. Mit dem neuen
Arrangement erlebte das Stück eine wahre Renaissance und dürfte so manchen dazu angeregt haben, sich wieder
einmal damit zu beschäftigen. Martin Frey ist zusammen mit dem Chor ein großer Schritt nach vorn gelungen, der
auf viele weitere schöne Aufführungen hoffen lässt. Der Saal quittierte den Auftritt mit begeistertem Applaus.
Mit von der Partie war der "LadiesChoir & Friends" aus St. Ulrich, fünf junge Damen und ihre drei Freunde,
alle mit schönen Stimmen gesegnet und liebevoll angeleitet von Organist und Chorleiter Andreas Mölder, der am
Klavier begleitete und die Gruppe stimmlich verstärkte. Wieder einmal machte staunen, wie modulationsfähig und
vor allem in den leisen Tönen ausdrucksstark dieser kleine Chor zu singen weiß. Dem Thema des Abends entsprechend
ging es musikalisch durch die Gärten, über die Felder und durch die Wälder, und das in den unterschiedlichsten
Epochen, bis hin zum geistlichen Lied, hier eine neuere Komposition mit dem Titel "Deine Gnade reicht für diesen
Augenblick", erklärend begleitet durch die Ansagen, die Andreas Mölder beisteuerte. Dass sie nicht nur im
klassischen Liedgut zu Hause sind, bewiesen die Ladies und ihre Friends mit den Abba-Songs "Money Money" und
"Dancing Queen" sowie dem Jazz-Standard "On the Sunny Side of the Street", die sie zum Schluss noch zum Besten
gaben.
Für die Premiere ihres neuen Stücks hatte die Laienspielgruppe mal wieder eine Geschichte im Hier und Jetzt
angesiedelt: "Hai Oldie" von Lisa Elser. Darin geht es um einen älteren Herrn (Josef Sonner als Stefan Berger,
64), der von seiner altjüngferlichen Tochter Emi (Claudia Ebner) verwöhnt und umsorgt, aber auch klein gehalten
und regelrecht in eine permanente Kränklichkeit getrieben wird. Daraus versucht ihn Enkelin Patrizia, ein munterer
Teenager (Luca Widmer) zu erlösen, ihre kesse Begrüßung "Hai Oldie!" gibt dem Stück den Namen. Opa und Enkelin
verbünden sich, der "Oldie" wagt sich beim Seniorenball auf die Tanzfläche und lacht sich eine flotte Partnerin
(Veronika Schweizer) an, die sich mit ihm, dem Witwer, sogar in eine gemeinsame Zukunft wagt. Das gefällt zwar der
Tochter und dem Sohn Willi (Christoph Sumser) gar nicht, umso mehr aber dem Freund Fritz (Markus Zahn) und dem
Hausarzt (Florian Imgraben). Kirchenchorvorsitzende Gertrud Dischinger kündigte für das nächste halbe Jahr noch
mehrere Aufführungen an, für die allerdings textlich noch ein wenig gefeilt werden sollte. Regie hatte diesmal Karl
Dischinger. Zur reichhaltigen Tombola hatten viele freundliche Spender beigetragen.
|