Putzen, kochen und einkaufen für die Frauen

VON UNSERER MITARBEITERIN TINA LINDEMANN

BOLLSCHWEIL. "Wenn Ihnen, liebe Gäste, bei dem Gedanken an den Herbst allein das schlechte Wetter in den Sinn käme, dann wären Sie heute wohl nicht so zahlreich hier bei uns erschienen", freut sich Gertrud Dischinger und schaut sich zufrieden um. Die Möhlinhalle ist voll. Wohin die Vorsitzende des Kirchenchors bei ihrer Begrüßung auch schaut, blickt sie in vorfreudige Kindergesichter, in die gespannten Antlitze derer Eltern und in die neugierigen Augen der älteren Bollschweiler. Sie alle sind gekommen, um an diesem Abend die Pracht des Herbstes zu feiern und in ihrer Erntedankfeier dem zu gedenken, was sie von den Feldern, Bäumen und Reben haben ernten dürfen.
Schon der erste Blick in den Eingangsbereich der Möhlinhalle allein verwöhnt da die Sinne: Es duftet nach der Kürbissuppe der Kirchenchorfrauen, ein freudiger Rhythmus dringt von den letzten Chorproben im Saal ins Foyer und buntes Blattwerk schmückt die über und über mit herbstlichem Erntegut bedeckte Tafel der Tombolapräsente. Wein gibt es da, selbst gemachte Marmelade und Sirup, große Beutel mit einem Obst- und Gemüsemix und herbstliche Gestecke. "Es ist schon toll, dass die Chormitglieder so eine reiche Vielfalt an Geschenken für die Verlosung zusammenstellen konnten", meint Gertrud Dischinger. "Jedes einzelne ist in Eigenproduktion entstanden."
Die pure Lebensfreude will der Bollschweiler Kirchenchor an diesem Abend unter sein Publikum bringen – da darf das poetische und vor allem musikalische Arrangement natürlich auch nicht zu kurz kommen. Mit ihrem Begrüßungslied "Ich bin das ganze Jahr vergnügt" lobpreisen die 35 Kirchenchormitglieder zunächst die Jahreszeiten und gestalten ihr nachfolgendes Programm in einem gelungenen Wechsel aus mal nachdenklichen, mal fröhlichen und mal melancholischen Stücken, aus mal gesungenen und mal rezitierten Passagen, in denen auch das Rilke-Gedicht "Herbst" seinen Platz findet. Vor allem die poetischen Gedanken zwischen den Gesangsstücken sind es aber, die die Besucher dazu einladen, den Alltag für einen Augenblick zu vergessen und dem immer währenden Entstehen und Vergehen der Natur nachzusinnen. "Normalerweise singen wir vorrangig Kirchenlieder", erklärt die Vorsitzendes Gertrud Dischinger. "Für den Erntedank machen wir dann aber eine Ausnahme und beginnen im Juli mit den Proben weltlicher Stücke."
Höhepunkt des Abends ist aber zweifellos der Auftritt der Bollschweiler Laienspielgruppe: Mit ihrem Schwank "Wette bleibt Wette" bringen sie die Gäste in der Möhlinhalle kräftig zum Lachen. In einer Parodie auf eine patriarchalische Gesellschaftsordnung rücken sie die Rolle der Frau in den Mittelpunkt: Kurzerhand wird da aus der fürsorglichen Hausfrau und Mutter, die in ihrer Freizeit gerne Krimis schreibt, durch die clevere Mithilfe ihrer Schwiegermutter eine erfolgreiche Buchautorin.
Und nicht nur das: Da die Männer des Dorfes zunächst nicht an den Erfolg der Krimimanuskripte glauben, schließen sie eine Wette ab – und verlieren haushoch. Statt eines ausgelassenen Mallorca-Urlaubs, den sie im Falle eines Roman-Misserfolgs hätten genießen können, müssen sie ihre Frauen nun ein halbes Jahr lang bekochen, für sie putzen und einkaufen.

Sein Erntedankfest feierte der katholische Kirchenchor Bollschweil am vergangenen Samstag in der voll besetzten Möhlinhalle. Erfreut zeigte sich Gertrud Dischinger, Vorsitzende des Chores, über die gute Resonanz auf die Veranstaltung. Seit Juli hatte man bereits ein eigenes Repertoire für das Erntedankfest eingeübt, denn normalerweise sind es eher kirchliche Lieder, mit denen sich der Chor beschäftigt. Auch die Bollschweiler Laienspielgruppe trug mit dem Stück "Wette ist Wette" zum Gelingen des Abends in der herbstlich geschmückten Möhlinhalle bei. Außerdem gab es noch eine Tombola

"Wette ist Wette" ist der Titel des Einakters den die Schauspieler der Laienspielgruppe Bollschweil einstudiert haben. Zu sehen ist das Freilicht-Theater am Freitag, 13. August, (Ausweichtermin ist der 14. August) ab 19.30 Uhr auf dem Berggasthof 'Kohler' bei Ehrenstetten. Der Eintritt zu der Aufführung ist frei. Zur Geschichte: Veronika Wimmerling, von Haus aus Ehefrau und Mutter hat ein besonderes Hobby. Sie schreibt für ihr Leben gerne Kriminalromane. Für sich - zum Spaß - und sicherlich nicht, um damit Geld zu verdienen. Ihre Familie, Ehemann Otto und Sohn Felix halten jedoch nichts von diesem Schund und fühlen sich in der Fürsorge etwas vernachlässigt. Nur Veronikas Mutter, Johanna Wimmerling sowie ihre beiden Freundinnen und Nachbarinnen Hedwig und Martha unterstützen sie in ihrem Hobby. Sie gehen sogar soweit, Veronika zu überreden endlich einen Verleger für ihre Geschichten zu suchen. Doch dass auch nur eine der Geschichten jemals an die Öffentlichkeit gerät bezweifeln die Herren der Schöpfung und sind sich ihrer so sicher, dass sie sich auf eine Wette einlassen. Aber die Wetteinsätze sind hoch! Entweder der langersehnte Mallorca-Urlaub für die Kegelbrüder oder aber sie müssen ein Jahr den Haushalt in ihren Familien schmeißen. Klar, dass da nicht unbedingt mit fairen Mitteln gekämpft wird. Doch das eigentliche Problem ist: die Manuskripte sind spurlos verschwunden...