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Badische Zeitung

 vom 15. März 2012

von: Anne Freyer

"Wunsch, mal was anderes zu spielen"

BZ-INTERVIEW mit Claudia Ebner und Markus Weiser von der Laienspielgruppe Bollschweil.

„Frau Pilatus“ und ihr arroganter Mann stehen im Mittelpunkt des gleichnamigen Stücks, das die Laienspielgruppe Bollschweil aus Anlass ihres 25-jährigen Bestehens aufführt. Das Bild entstand bei den Proben.   Foto: Freyer

BOLLSCHWEIL. Seit 25 Jahren gibt es die Laienspielgruppe Bollschweil – das muss gefeiert werden, finden ihre Mitglieder. Und zwar nicht mit irgendeinem Mundartstück, deren bereits viele in der Möhlinhalle und anderswo aufgeführt wurden, sondern mit etwas ganz Besonderem. Die Wahl fiel auf das Drama "Frau Pilatus" des Belgiers Willem Putman. Was es mit diesem Stück auf sich hat und wie die Truppe an die Umsetzung geht, erfuhr BZ-Mitarbeiterin Anne Freyer von den Claudia Ebner (Spielleiterin), Regie, und Markus Weiser (Vorsitzender), diesmal Darsteller.

BZ: Frau Ebner, Herr Weiser, Sie sind beide schon lange dabei und waren an der Auswahl des Stücks maßgeblich beteiligt. Was lag der Entscheidung für "Frau Pilatus" zugrunde?

Weiser: Den Wunsch, mal etwas anderes zu spielen, haben wir schon seit rund zehn Jahren. Dabei dachten wir immer deutlicher an eine Art Passionsspiel, wie sie traditionell viele Jahrhunderte lang zu Ostern und manchmal über mehrere Tage aufgeführt wurden. Bei unserer Suche nach einem geeigneten Stoff stießen wir dann auf das Drama "Frau Pilatus" des Belgiers Willem Putmann mit einer Länge von rund zwei Stunden, und da war uns klar: Wir haben das Stück für unser Jubiläumsjahr gefunden.

BZ: Worum geht es darin?

Ebner: "Frau Pilatus" ist eine Tragödie in drei Akten, die sich mit dem römischen Statthalter, seiner Frau und ihrem Verhältnis zueinander vor dem Hintergrund der Ereignisse beschäftigt, die zur Grundlage des christlichen Glaubens werden sollten. Der Autor ist Flame und hat das Stück unter dem Pseudonym Jean du Parc 1940 geschrieben. Es wurde immer mal wieder aufgeführt und erschien in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts in der dritten Auflage, ins Deutsche übersetzt von Georg Hermanowski. Diese Fassung benützen wir jetzt. Im Untertitel wird es "Eine Tragödie der Gerechtigkeit" genannt. Darin kommen viele Figuren vor, die man aus der Bibel kennt: Maria Magdalena, Judas als Zeuge, Barabbas als reumütiger Sünder, Eleazar, Nicodemus und Roboam als Mitglieder des Hohen Rates und viele andere.

BZ: Das ist ja nun ein ganz anderes Ambiente als der von den Mundartstücken her gewohnte ländliche Südwesten.

Weiser: Allerdings, zumal wir auch nicht wie sonst Dialekt, sondern Hochdeutsch sprechen, freilich mit kleinem Akzent hie und da. Aber wir tun unser Bestes, ebenso wie mit dem Bühnenbild und den Kostümen. Besonderes Augenmerk werden wir diesmal auf die Beleuchtung und die Lichtverhältnisse auf der Bühne legen. Für den Hintergrund wurde eigens ein schwarzer Vorhang gefertigt.

BZ: Das alles kostet ja sicherlich etwas mehr als sonst. Wie wird das finanziert?

Ebner: Wir haben Gott sei Dank viele Sponsoren gefunden, die uns tatkräftig unter die Arme greifen, bis jetzt rund 40. Auch die Gemeinde unterstützt uns großzügig, zum Beispiel mit der mietfreien Überlassung der Möhlinhalle. Vorgesehen sind fünf Aufführungen.

BZ: Wie viele Mitwirkende sind beteiligt?

Weiser: Insgesamt 18 auf der Bühne zuzüglich Regie, Souffleuse, Inspizienz und Technik, insgesamt also 23 Aktive. Wir haben fünf Aufführungen mit maximal 204 Plätzen geplant, diesmal mit normaler Bestuhlung.

BZ: Das erfordert sicher auch einiges mehr an Werbung.

Ebner: Wir verteilen Flyer und Plakate weit über das Hexental hinaus, nämlich zwischen Müllheim und Waldkirch, und hoffen, so die Halle voll zu bekommen. Die Proben sind sehr gut und alle sind mit Feuereifer bei der Sache – und wir sind guten Mutes, dass wir auch Erfolg haben werden.

Premiere des Stücks "Frau Pilatus" ist am Samstag, 17. März, um 19 Uhr in der Möhlinhalle. Weitere Aufführungen sind am 23.,24. und 31. März jeweils um 19 Uhr sowie am 1. April um 15 Uhr in der Möhlinhalle.

ZUR PERSON:

MARKUS WEISER
ist 44 Jahre alt und hat die Laienspielgruppe vor 25 Jahren mit ins Leben gerufen. Seit 13 Jahren ist er deren Vorsitzender. Die Liebe zum Theater wurde Weiser sozusagen in die Wiege gelegt: Seine Eltern waren ambitionierte Schauspieler bei der Alemannischen Bühne in Freiburg. Sein Vater hat dort über 40 Jahren gespielt. Mit fünf Jahren hat Markus Weiser in einem Kindermärchen sein Bühnendebüt gegeben.

CLAUDIA EBNER
ist 47 Jahre alt und gehört seit 1998 zur Laienspielgruppe Bollschweil. Seit drei Jahren ist sie Spielleiterin. Schon als Schülerin hat Claudia Ebner Theater gespielt.